Müdigkeit in den Frühlingsmonaten betrifft viele Menschen
Müde ist jeder einmal: Zu viel Sport, zu intensiv gefeiert, eine Durststrecke bei der Arbeit - es gibt ganz viele Gründe für Müdigkeit. Dass aber im Frühling viele Personen über eine bleierne Müdigkeit klagen, dafür gibt es sogar einen Ausdruck: die sogenannte “Frühlingsmüdigkeit”. Die genauen Ursachen dafür sind wohl multifaktoriell und noch nicht vollständig erforscht. Während die einen vermuten, dass im Frühling der Körper hormonellen Veränderungen ausgesetzt ist, glauben andere, dass die wechselhaften Temperaturen dafür verantwortlich sind, beispielsweise wenn sich plötzlich an wärmeren Tagen Blutgefässe erweitern, der Blutdruck sinkt und der Körper ermüdet.
Hormone sind der Trigger für Frühlingsmüdigkeit
Eine relevante Erklärung für die Müdigkeit liefern Neurowissenschaftler mit der Veränderung des körperlichen Hormonhaushalts in den Frühlingsmonaten. Es ist die Wechselwirkung zwischen Serotonin und Melatonin, die unseren Schlaf-Wach-Rhythmus und somit unser Energieniveau mitbestimmt. Serotonin ist für die Aktivierung des Körpers und für eine gute Stimmung zuständig. Dieser Neurotransmitter, auch das Glückshormon genannt, wird unter Lichteinfluss, sprich bei Tagesanbruch produziert. Das Melatonin hingegen, auch Schlafhormon genannt, sorgt dafür, dass unser Körper sich herunterfährt und wir in der Nacht gut schlafen können.
Interessanterweise ist Serotonin auch die Ausgangssubstanz von Melatonin. Mangelt es an Serotonin, kann der Körper nicht genügend Melatonin bilden und weniger gut runterfahren.
Während der Körper in den späten Wintermonaten vermehrt einen Überschuss an Melatonin produziert, verringert sich genau diese Produktion in den ersten Frühlingswochen. Wenn im Frühjahr die Sonne zurückkehrt, dauert es aber noch eine Weile, bis dieser Überschuss vollständig abgebaut ist. Das Ergebnis: Wir fühlen uns müde und abgeschlagen.
Ähnliches erleben wir im Übrigen auch in den Herbstmonaten: Durch eine erweiterte Melatoninausschüttung aufgrund der zunehmenden Dunkelheit, werden wir antriebsloser. Zudem werden dadurch auch andere Prozesse lahmgelegt, wie die Produktion von Serotonin. Und dieser Mangel schlägt zusätzlich auf unsere Stimmung.
Frühlings- oder Herbstmuffel haben es aber selbst in der Hand
Egal ob Frühlingsmüdigkeit oder Herbstblues - es sollte ausgeschlossen werden, dass die Müdigkeit nicht auf eines Vitamin-B12 oder eines Eisenmangels basiert. Es gibt viele Möglichkeiten der Müdigkeit und Niedergeschlagenheit entgegenzuwirken.
So komisch es auch klingen mag: Ist man im Frühling müde, sollte man sich nicht hinlegen, sondern erst recht bewegen. Egal, ob bei einem Spaziergang, einer kurzen Joggingeinheit, zehn Sonnengrüssen aus dem Yogalehrbuch oder einer Runde Velofahren durch den Wald: Bewegung hilft, den Körper zu aktivieren und das Energieniveau zu steigern. Aktivität setzt schliesslich Serotonin frei, das wir brauchen für mehr Melatonin.
Eine ausreichende Schlafmenge ist wichtig, um sich ausgeruht und energiegeladen zu fühlen. Falls sich die durcheinander geratene Wechselwirkung zwischen Serotonin und Melatonin vor allem in den Nachtstunden bemerkbar macht, lohnt sich ein Überdenken der Schlafhygiene. Eine konstante Schlafenszeit und eine gemütliche Schlafumgebung helfen dabei, leicht ein- und durchzuschlafen.
Auch eine ausgewogene Ernährung kann helfen, den Körper mit den notwendigen Nährstoffen und Energiequellen zu versorgen. Gut beraten ist man mit Obst, Gemüse und Vollkornprodukten, weniger gut beraten mit zuckerhaltigen und fettreichen Nahrungsmitteln. Auch Fisch, Bananen, Avocados, Hülsenfrüchte, Haferflocken, Käse oder Samen wie Amaranth, Quinoa und Sesam sind dafür bekannt, die Serotonin-produktion und somit auch die Melatoninproduktion zu unterstützen.
Stress kann ein Faktor sein, der Müdigkeit fördert - nicht nur im Frühling. Die stetige Ausschüttung des Stresshormons Cortisol hindert nämlich die Melatoninproduktion. Die Devise lautet hier: sich für Entspannungsübungen Zeit nehmen, Meditation oder autogenes Training ausprobieren. Auch ein warmes Bad oder eine Massage schaffen Abhilfe, Stress abzubauen. Verringert sich die Cortisolproduktion, setzen Serotonin- und Melatoninproduktion wieder ein.
Tageslicht hilft uns, den Schlaf-Wach-Rhythmus zu regulieren. Jeden Tag kurz raus, ein Spaziergang durchs Quartier, mit Fahrrad statt Auto zum Bäcker. Die Arbeitsumgebung mit hellem Licht ausstatten, unterstützt ebenfalls das hormonelle Ungleichgewicht wieder auszugleichen.
Schlapp und müde im Frühling - sich bewegen, Sonne tanken, entspannen
Frühlingsmüdigkeit: eine natürliche Reaktion des Körpers auf den Übergang von der kalten zur warmen Jahreszeit. Mit einigen einfachen Massnahmen wie regelmässiger Bewegung, einer ausgewogenen Ernährung, Tageslichtexposition und ausreichend Schlaf hat man die Frühlingsmüdigkeit im Nu überwunden.