Was sind Depressionen?
Jeder kennt es, wenn man eine Phase im Leben hat, in der man sich auf nichts mehr freuen kann, einem alles sehr trüb und trist erscheint und man einfach „deprimiert“ ist. Das Wetter oder auch persönliche Erfahrungen und Ereignisse können ein Grund dafür sein. Mit dem Begriff Depression werden häufig alltägliche Schwankungen unseres Befindens beschrieben. Allerdings ist im medizinischen Sinne eine Depression viel mehr als ein Tief, Niedergeschlagenheit oder Unlust. Bei jedem Menschen kann so eine Phase einmal auftreten.
Aus medizinisch-therapeutischer Sicht ist die Depression eine ernsthafte Erkrankung. Die Depression als Krankheit beeinflusst das Denken, Fühlen und Handeln des Betroffenen. Die Körperfunktionen können gestört und erhebliches Leiden verursacht werden. Menschen, die an einer Depression erkrankt sind, können sich nur selten allein aus ihrer Depression und ihrer gedrückten Stimmung, Antriebslosigkeit und negativen Gedanken befreien. Oft sind eine Therapie und eine ärztliche Behandlung notwendig.
Der alltägliche und umgangssprachliche Gebrauch des Begriffs Depression kann irreführend sein. Wenn Betroffene oder auch Angehörige annehmen, dass die Folgen der Depression eine nachvollziehbare Reaktion auf bestehende Lebensprobleme und nicht Ausdruck einer Erkrankung sind, dann wird oft keine professionelle Hilfe gesucht. Eine Depression ist allerdings, wie jede andere Erkrankung auch, behandlungsbedürftig. Mit der Depression sind auch verschiedene Symptome und Anzeichen verbunden.
Ursachen von Depressionen
Depressionen sind meist mit verschiedenen Ursachen verbunden. Körperliche und genetische Einflüsse treten in Wechselwirkung mit psychischen und psychosozialen Auslösern und aufgrund dieser Komplexität gibt es nicht die typische Depression.
Depressionen können durch körperliche Auslöser entstehen. Bei Depressionen ist der Hirnstoffwechsel nicht mehr ausgeglichen. Serotonin und Noradrenalin liegen nicht mehr in der optimalen Konzentration vor und dadurch können die Impulse zwischen den Hirnzellen nicht mehr richtig übertragen werden. Dies beeinflusst die Gefühle und Gedanken des Betroffenen.
Ausserdem können auch andere Erkrankungen eine Ursache für Depressionen sein. Krankheiten wie Parkinson oder auch Tumore u. Ä. können Depressionen verursachen. Allerdings ist noch nicht geklärt, ob diese Erkrankungen Depressionen hervorrufen oder andersherum.
Chronischer Stress oder ein akutes psychisches Trauma sorgen für einen erhöhten Cortisol-Spiegel. Diese erhöhte Stresshormon-Konzentration kann Verhaltensänderungen hervorrufen, die auch für Depressionen typisch sind.
Studien haben des Weiteren gezeigt, dass circa ein Drittel aller von Depressionen Betroffenen vor dem Ausbruch der Erkrankung unter belastenden und akuten Lebensumständen litten. Das Depressionsrisiko wird durch einschneidende Ereignisse wie den Tod eines Verwandten erhöht.
Die Anfälligkeit für Depressionen kann auch durch persönliche Eigenschaften wie Perfektionismus, extreme Leistungsorientierung oder hohes Verantwortungsbewusstsein erhöht werden.
Typische Symptome einer Depression
Es gibt drei typische Hauptsymptome einer Depression:
Zum einen ist es die niedergeschlagene Stimmung. Betroffene leiden unter tiefer Niedergeschlagenheit und die depressive Stimmung ist fast ununterbrochen präsent, stark ausgeprägt und hält mindestens zwei Wochen an.
Des Weiteren ist es die innere Leere und Verlust von Interesse. Betroffene empfinden oft weder Freude noch andere Gefühle. Man fühlt sich leer und gefühlstot. Interesse an sozialen Kontakten und anderen Aktivitäten wird weniger und auch Ablenkungs- und Aufmunterungsversuche haben keinen Erfolg. Einige verlieren den Willen zum Leben und alles erscheint hoffnungslos.
Und zu guter Letzt Antriebslosigkeit und Müdigkeit. Alltägliche Aufgaben werden schwer und gar unmöglich zu bewältigen. Man fühlt sich ständig erschöpft, körperlich als auch geistig. Manch ein Betroffener kann das Bett kaum verlassen und Müdigkeit wird zum Normalzustand.
Nebensymptome
Typische Nebensymptome von Depressionen sind mitunter:
Schuldgefühle und Selbstvorwürfe
Schlafstörungen oder extremes Schlafbedürfnis
Verlust des sexuellen Interesse
Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen
Starke Selbstzweifel
Starke Unruhe und innere Erregtheit
Körperliche Symptome
Sehr häufig führen Depressionen bei Betroffenen auch zu körperlichen Beschwerden, die keine erkennbare organische Ursache haben. Solche Symptome werden als somatisch bezeichnet. Typisch sind mitunter:
Kopf- und Rückenschmerzen
Schlafstörungen
Morgentief
Sexuelle Unlust
Seltener auch stärkerer Appetit
Appetitlosigkeit
Herz-Kreislauf-Beschwerden
Magen- und Darmprobleme
Suizidgefahr
Bei schweren Depressionen können die negativen Gedanken des Betroffenen so stark werden, dass Suizidgedanken aufkommen. Mitunter ist die Selbsttötungsgefahr bei manchen Betroffenen sehr hoch. Etwa 10% bis 15% der Patienten sterben an einem Suizidversuch.
Ganz wichtig ist in solch einem Fall, sich umgehend Hilfe zu suchen! Wenn Suizidgedanken aufkommen sollte ohne zu Zögern Hilfe gesucht werden. Solche Gedanken sind ein Krankheitszeichen, welches sich mit professioneller Hilfe auf jeden Fall überwinden lässt. In der Schweiz kannst Du bei der Dargebotenen Hand direkt und anonym ein Gespräch führen und Hilfe erhalten (Tel: 143).
Genetische Veranlagung
Nach dem heutigen wissenschaftlichen Erkenntnisstand trägt eine erbliche Vorbelastung wesentlich zur Entstehung einer Depression bei. Depressionen treten familiär gehäuft auf. Die Gefahr eine Depression zu entwickeln, wenn Verwandte ersten Grades betroffen sind, liegt bei etwa 15%. Bei eineiigen Zwillingen steigt das Risiko an einer Depression zu erkranken sogar auf mindestens 50%.
Was tun bei Depressionen?
Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten bei einer Depression. Dazu gehören Psychotherapien, Medikamente und allgemeine Massnahmen.
Psychotherapeutische Behandlungen bestehen meist aus intensiven Gesprächen und Verhaltensübungen. Das am häufigsten eingesetzten Verfahren ist die kognitive Verhaltenstherapie. Neben der kognitiven Verhaltenstherapie gehören noch die tiefenpsychologisch fundierte, die analytische Psychotherapie und die systematische Therapie zu den Verfahren, die von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen werden. Bei WePractice vermitteln wir erfahrene Therapeuten, welche Dir bei Deiner Depression weiterhelfen können: Übersicht Therapeuten
Einen geeigneten Psychotherapeuten findet man entweder durch die Empfehlung der Hausärztin bzw. des Hausarztes oder man wendet sich direkt an eine psychotherapeutische Praxis und lässt sich beraten. Wichtig für den Erfolg einer Therapie ist, dass man sich auf den Psychotherapeuten bzw. die Psychotherapeutin verlassen kann und ein vertrauensvolles Verhältnis hat. Die ersten Termine sind ohnehin dazu da, um herauszufinden, ob man auch tatsächlich zueinander passt.
Medikamente kommen bei der Behandlung von Depressionen erst in Frage, wenn die Beschwerden und die Symptome sehr stark und ausgeprägt sind. Gerade bei Suizidgedanken oder sich selbst zu verletzen, kommen Medikamente zum Einsatz. Bei leichten Depressionen ist allerdings von Medikamenten vollständig abzuraten und sind auch vorerst unwirksam.
Was kann ich selbst tun?
Der wichtigste Schritt ist, wie oben schon beschrieben, der Gang zum Arzt. Allerdings kann man auch selbst einiges tun, um der Depression entgegen zu wirken und die Erkrankung zu mildern. Sport und Bewegung sind dabei ein wichtiger Faktor. Dabei muss es nicht direkt Hochleistungssport sein, es reicht auch schon ein kleiner Spaziergang an der frischen Luft, um sich einen freien Kopf zu verschaffen. Auch andere Aktivitäten, wie der Anruf bei einem Freund oder eine Verabredung können helfen und kleine Erfolge sein. Des Weiteren ist es wichtig, sich Unterstützung zu suchen. Egal, ob Familie oder Freunde, die Unterstützung macht die Krise und Behandlung leichter. Manchmal hilft es auch sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Dazu gibt es verschiedene Selbsthilfegruppen, denen man sich anschließen kann.
Mythen über Depressionen
Es gibt viele verschiedene Vorurteile und Mythen rund um das Thema Depressionen. Wir haben die häufigsten Mythen zusammengestellt:
Mythos 1: Von Aussenstehenden werden Symptome der Depression wie Antriebslosigkeit, Freudlosigkeit oder auch Niedergeschlagenheit als Schwäche und ein Mangel an Willenskraft missverstanden. Allerdings sind dies typische Anzeichen.
Mythos 2: Der Glauben, dass Medikamente gegen Depressionen süchtig machen ist sehr verbreitet. Antidepressiva machen weder süchtig, noch wird man „high“. Allerdings besteht eine erhöhte Suchtgefahr bei Schlaf- und Beruhigungsmitteln. Diese sind aber nicht mit Antidepressiva gleichzusetzen.
Mythos 3: Antidepressiva sollen die Persönlichkeit der Betroffenen verändern. Die Medikamente wirken sich auf die Funktionsabläufe des Gehirns. Die Persönlichkeit verändert sich dadurch aber nicht. Lediglich die für die Depression typischen Veränderungen in der Wahrnehmung und im Verhalten gehen zurück.
Mythos 4: Der Arbeitsstress sei schuld an den Depressionen. Der Berufsalltag wird schneller und die Work-Life-Balance ist immer schwerer zu erreichen und zu halten. Daher sagen viele, dass Arbeitsstress der Grund für Depressionen sei. Dieser Zusammenhang ist aber nicht bewiesen.
Mythos 5: Der Glauben, dass immer mehr Menschen depressiv werden ist weit verbreitet. Depressionen hat es aber schon immer gegeben und der Eindruck, dass es von Jahr zu Jahr immer mehr Erkrankte gibt ist leicht zu erklären. Depressionen werden mittlerweile auch beim Namen genannt und nicht hinter anderen Begriffen versteckt. Es wird offener über diese Krankheit gesprochen und immer mehr Erkrankte suchen sich professionelle Hilfe. Des Weiteren geht die Diagnose der Erkrankung auch schneller als noch vor 20 Jahren.