Rechtzeitig psychotherapeutische Unterstützung anzunehmen darf kein Tabuthema mehr sein!
Beeinträchtigungen des psychischen Wohlbefindens sind weit verbreitet. Nur allzu leicht kann das innere psychische Gleichgewicht aus der Waage geraten. Diese Destabilisierung kann jeden von uns treffen. Die Depression rangierte 2017 in der Schweiz an dritter Stelle, Direkt nach Allergien und Arthrose. Doch trotzdem wird dieses Thema oft noch tabuisiert. Professionelle Unterstützung bei einer mentalen Belastung anzunehmen, wird häufig noch kritisch betrachtet, nicht jedoch bei körperlichen Beschwerden. Dabei gibt es nur eine Gesundheit! Psychische und physische Gesundheit sind untrennbar miteinander verbunden.
Hast auch Du schon einmal darüber nachgedacht, Dir psychotherapeutische Unterstützung zu suchen und dich dann doch nicht getraut? Vielleicht aus Angst vor Ausgrenzung und Zurückweisung, aus Scham oder dem Gefühl, versagt zu haben?
Nicole hat diesen Schritt gewagt. Doch bis sie lernte, die Psyche gleich wie ihren Körper zu behandeln, dauerte es einige Zeit. Nicole hatte schon als Kind mit psychischen Problemen zu kämpfen, ausgelöst Durch familiäre Schwierigkeiten.
“Ich war oft sehr traurig und konnte nicht sagen warum. Ich war verzweifelt weil ich all diese negativen Gefühle nicht einordnen konnte. Ich habe gespürt wie anspruchsvoll meine Verfassung für meine Familie war und ich selbst konnte diese Gefühle kaum ertragen. Ich kann mich gut erinnern, wie meine Mutter mit mir bei verschiedenen Therapeuten und Therapeutinnen war. Was mir schlussendlich geholfen hat, war die Kinesiologie. “
Als sie dann mit 16 Jahren wieder verstärkte depressive Verstimmungen bekam waren die Gefühle weniger die Traurigkeit alleine sondern vielmehr eine riesige Verzweiflung und eine unglaubliche innere Zerrissenheit, beschreibt Nicole.
“Mir wurden Antidepressiva verschrieben, ohne weitere Abklärungen. Ich nahm die Tabletten, mir ging es bald besser und ich funktionierte wieder. Da ich mich aber mit meinen Gefühlen nicht auseinandergesetzt habe, wurde ich diese innere Zerrissenheit nie ganz los. Irgendwann wusste ich, dass ich mir wieder helfen lassen sollte, aber in meiner Verfassung war ich nicht fähig diesen Schritt zu machen. Bis ich irgendwann an einem solchen Tiefpunkt angelangt war, an dem mir bewusst wurde, dass kein Weg mehr daran vorbei führt. Also ging ich wieder in die Kinesiologie. Ich nutze sie präventiv aber auch zur stetigen Reflektion und zu meiner Stärkung. Ich behandle meine Psyche mittlerweile wie meinen Körper, ich beobachte wie ich mich fühle und handle entsprechend. Trotzdem sollten wir auch diesen Menschen die Hand reichen und sie unterstützen. Aus diesem Grund ist es so wichtig, dass wir offen über diese Herausforderungen sprechen"
Durch Ihre Erfahrung kann Nicole mittlerweile empfehlen:
“findet die richtige Form von Therapie oder Coaching für euch. Wenn es sich bei jemandem nicht richtig anfühlt, kann das an der Therapieform oder auch an der fehlenden Sympathie mit dem/der Therapeuten/in liegen. Denkt darüber nach, was euch wichtig ist bei einem/einer Therapeuten/in und versucht es einfach, wartet nicht zu lange, von selbst wird selten etwas besser.”
Doch was ist jetzt eine Psychotherapie?
Die Psychotherapie ist ein Heilverfahren zur Unterstützung bei mentalen Belastungen mit dem Ziel, dein mentales Wohlbefinden wiederherzustellen. Einer der wichtigsten Wirkfaktoren einer Psychotherapie ist der Aufbau einer heilsamen Vertrauensbeziehung zwischen Dir und Deinem Psychotherapeuten. Du bekommst dort einen vertrauensvollen und vorurteilsfreien Raum, um über alle Deine Themen reden zu können. Es hört Dir jemand bei den Themen zu, über die Du nicht oder nur schwer mit Deiner Familie oder Freunden sprechen kannst. Vielleicht fragst Du dich jetzt, wie soll es mir mit einem Wildfremden leichter fallen, über ganz private Themen zu reden?
“In der ersten Sitzung werden zunächst der Anlass für die Psychotherapie und die Ziele des Patienten geklärt. Es wird vor allem Raum für die Geschichte des Patienten gegeben, denn das Erzählen über das, was belastet, ist schon ein erster wichtiger Schritt für die Bewältigung des Problems. Viele Patienten sind in dieser Situation unsicher, da es sich nicht um ein normales Gespräch handelt, sondern um einen asymmetrischen Dialog, in dem die Therapeutin viele Fragen stellt und sich Notizen macht, während der Patient sein Problem darlegt. Die folgenden Sitzungen unterscheiden sich je nach Therapierichtung.”, so die Schilderung aus Sich von Mareike Haase, eidg. Anerkannte Psychotherapeutin bei WePractice.
Die Gründe für eine Psychotherapie können ganz vielfältig sein. Der Sinn des Lebens kann uns in den verschiedenen Situationen im Leben verloren gehen. Mit Unterstützung einer Psychotherapie bekommst Du aber die Möglichkeit, ihn wiederzufinden. Sie kann Dir bewusst machen, warum Du manche Situationen erleben musstest und dich unterstützen, damit umzugehen. Psychotherapie ist für jeden da, der sich selbst und seine eigenen Denk- und Handlungsmuster besser kennen und verstehen lernen möchte. Ebenso ist sie da für Menschen, die sich in einer Situation der Überforderung befinden und deren bisherige Bewältigungsstrategien nicht mehr ausreichen, um das mentale Wohlbefinden zu erhalten. Man kann sich eine Psychotherapie als eine Reise nach Innen vorstellen, in der neue Perspektiven auf sich und die Welt ermöglicht werden. Bei den meisten Psychotherapien liegt der Fokus beim Erleben im Hier und Jetzt. Die Dauer hängt von den eigenen Themen und vom Psychotherapieverfahren ab. Es gibt Kurzzeittherapien, die nur 5 bis 10 Stunden dauern können oder auch Langzeittherapien.
"Psychotherapie ist Arbeit und erfordert ein aktives Mit-tun des Patienten. Sie kann Angst machen, weil man sich plötzlich bewusst wird, dass das Leben in die falsche Richtung läuft und Änderungen anstehen. Aber es gilt: Die Nacht ist am Dunkelsten bevor es tagt.”, so Mareike Haase.
Darum sind psychische Krisen immer auch ein Hinweis der Seele, dass etwas ins Ungleichgewicht geraten ist und man sich stark von sich und den eigenen Werten entfernt hat. Der Dichter Hermann Hesse hat die Notwendigkeit lebenslanger und immer wieder schmerzhafter Entwicklung und Reifung des Menschen in seinem Gedicht «Stufen» sehr treffend beschrieben: «Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden, wohlan denn Herz, nimm Abschied und gesunde.»
Und nun, welche Psychotherapierichtung ist die richtige für mich?
Falls Du dich dazu entschieden hast, Dir einen Psychotherapeuten zu suchen, dann stellt sich nun die Frage, wen wähle ich bloss aus? Nebst dem oben schon beschriebenen Auswahlkriterium der Sympathie, könnten auch noch weitere Überlegungen wichtig sein. Brauche ich eine Einzeltherapie oder möchte ich lieber eine Gruppentherapie machen? Möchte ich mit meinem Partner eine Paartherapie machen oder mit meiner Familie eine Familientherapie? Falls Du online einen Therapeuten suchst, dann stehen die Spezialisierungen des Therapeuten meist auf der Homepage. Wenn Du über den Begriff der Psychotherapiemethode oder – schule stolperst, dann ist für dich vielleicht wichtig zu wissen, dass es für die Wirksamkeit von Psychotherapien gar nicht so sehr auf die Methode/Schulrichtung ankommt, sondern mehr auf die vertrauensvolle Beziehung zwischen Dir und dem Therapeuten.
Und was bewirkt denn eine Therapie?
Eine Psychotherapie kann dich darin unterstützen, dich selbst besser kennenzulernen, dich innerlich wieder stabiler zu fühlen und mit den Belastungsfaktoren, die zu Deiner psychischen Destabilisierung beigetragen haben, anders umzugehen, sodass Du sie als weniger belastend empfindest. Sie kann dich bei der Lösung von inneren Konflikten unterstützen und Dir einen vertrauensvollen Rahmen bieten, um schwierige Themen zu bereden, die Du niemand anderem anvertrauen kannst. Ein Psychotherapeut hat Schweigepflicht! Er darf nichts von euren Themen nach aussen tragen. Bereits das Deponieren der belastenden Themen bei jemand anderem, kann sehr entlastend sein. Doch Psychotherapie bietet noch mehr. Es hört Dir jemand mit einem offenen Ohr zu, versucht dich zu verstehen und mit Dir gemeinsam an der Lösung Deiner Themen zu arbeiten. Du bist nicht mehr alleine mit Deinen Belastungen! Es wird Dir nicht vom Psychotherapeuten eine Lösung präsentiert, sondern Du arbeitest gemeinsam mit dem Therapeuten daran, einen Weg aus Deiner Belastungssituation zu finden. Du bist der Experte für dein Inneres und der Psychotherapeut unterstützt dich darin, dein Inneres wieder zu ordnen, wenn es einmal Durcheinander gekommen ist.
Es braucht einen offenen Umgang mit dem Thema! Bitte nimm Deine Warnsignale ernst und hole Dir rechtzeitig Unterstützung!